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02. Oktober 2019

Digitale Ethik: was ich darunter verstehe

Auf Entdeckungstour am Digitalfestival Zürich 2019 reizte mich auf Anhieb das Thema: „Digitale Ethik – ein Erfolgsfaktor für Unternehmen?“. Referiert hat Cornelia Diethelm, Gründerin Think Tank für Digitale Ethik, Verwaltungsrätin, Inhaberin Shifting Society AG. Dies ist meine persönliche Zusammenfassung des Vortrags.

Die digitale Ethik befasst sich unter anderem mit dem „richtigen“ und „falschen“ Umgang mit Daten.

Durch das Sammeln und Auswerten von Daten entstehen völlig neue Möglichkeiten, wie beispielsweise individualisierte Preise, personalisierte Werbung, Targeting mittels Gesichtserkennung etc. Wie soll ein Unternehmen mit diesen Daten arbeiten?

Was schätzt der Kunde, wo hat er Vorbehalte? In welchen Fällen lehnt der Kunde ganz ab?
Cornelia Diethelm empfiehlt hier einen verantwortungsvollen Umgang. Die Erwartungen der Kunden, aber auch gesellschaftliche Bedenken bilden die Basis für die Abwägung. Durch disruptive Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) oder Big Data kann ein Unternehmen auf völlig neuen Wegen Kundenbedürfnissen begegnen. Die Verantwortung für ethisch vertretbare Entscheidungen und das daraus folgende Handeln liegt aber immer noch beim Menschen, nicht beim Roboter.

Dazu ein Beispiel: Roboter und KI geben immer nur ein Ergebnis mit höherer oder niedrigerer Wahrscheinlichkeit ab. Wirklich unterscheiden können sie nicht. Bei der neuseeländischen Passbehörde hatte die Software Mühe mit Bürgern asiatischer Abstammung. Die Augen wurden als „geschlossen“ interpretiert und das Foto somit nicht für den Pass akzeptiert. Der Antragssteller musste sich auf analogem Weg beim Passbüro melden, um das Missverständnis zu klären. Die KI ist immer nur so intelligent wie deren Entwickler und den Informationen mit der sie gefüttert wird.

Folglich sind Unternehmen auch gefordert die Technik in den Grundzügen zu verstehen bevor sie eingesetzt wird um „Entscheidungen“ zu treffen.

Zur Unterstützung bei der Formulierung der eigenen digitalen Ethik wurden folgende Orientierungspunkte genannt:

• Schutz der Privatsphäre
• Nichtdiskriminierung
• Fairness
• Transparenz
• Informationelle Selbstbestimmung
• Kontextuelle Integrität
• Solidarität

Cornelia Diethelm ist überzeugt: Wenn Firmen nicht vertrauensvoll mit Daten umgehen, drohen Regulierungen. Und das womöglich zu Lasten der Innovation. Auch die Auswirkung auf das Unternehmens-Image ist nicht zu unterschätzen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Daten wirkt sich positiv auf die Reputation aus. Darum ist es gemäss Diethelm wichtig, sich jetzt mit diesen Fragen auseinander zu setzen.

Unternehmensintern empfiehlt die Expertin: Digitale Ethik muss mit den Mitarbeitenden regelmässig trainiert werden. Wie beispielsweise IT Security.

Mein Fazit: Smart statt Big Data. Ein Unternehmen muss mit den vorhandenen Daten nicht alles machen, nur weil es grundsätzlich technisch möglich ist.

Weiterführende Links

Cornelia Diethelm, Shifting Society AG

Artikel Computerworld "Gesichtserkennung schlägt Kapriolen"